Das Weinjahr begann mit einem regenreichen Winter und Frühling, welche ausreichend Wasser für die Vegetationsperiode lieferten. Der lange Sommer hat Kraft und Konzentration in die Trauben gebracht. Die schwankenden Temperaturen während der letzten Reife brachten eine lebendige Säure mit. Bei den Rotweinen fällt der Jahrgang in die Kategorie "außergewöhnlich". Selten hat man eine solche Substanz und ein solches Gleichgewicht gesehen, sowohl bei den Polyphenolen als auch bei den Aromen. Lange und langsame Reifezeiten haben die Tannine verfeinert, die Aromen komplexer gemacht und gleichzeitig eine schöne Frische bewahrt.
Im Glas zeigt sich ein schönes dunkles Granatrot. Die Nase ist außergewöhnlich: Rauchig unterlegt mit Heidelbeeren, dunklen Kirschen, schwarzen Johannisbeeren und etwas Kakao. Am Gaumen spürt man sofort das kraftvolle, solide Tanningerüst. Die Frucht ist präsent, wobei die schwarzen Früchte, vor allem Kirsche, in den Vordergrund treten. Im Abgang mineralisch und mit schöner Länge. Ich stimme hier Jean-Jacques Bonnie zu, der den Jahrgang als außergewöhnlich bezeichnet. Zuletzt getrunken 12 | 2023.
Pessac-Léognan, Grand Cru Classé en Graves
Zweitwein: Le Comte de Malartic & La Réserve de Malartic
Im gleichen Besitz:
Château Gazin Rocquencourt, Pessac-Léognan, Grand Vin
Die Domaine de Lagravière wurde Ende des 18. Jahrhunderts von der Familie des Grafen Hippolyte de Maurès de Malartic gekauft, der einem sehr alten Adelsgeschlecht aus Armagnac entstammt. Er war ein großer Diener der französischen Könige und kämpfte als Admiral auf vielen Weltmeeren gegen die Engländer, wobei er sich 1756 in der Schlacht von Québec besonders hervortat. 1850 ging es in den Besitz von Madame Arnaud Ricard, die zu Ehren der Vorbesitzer den Namen "Malartic" anhängte. 140 Jahre blieb das Anwesen in der Familie und wurde jeweils von den Frauen der Familie verwaltet. 1947 kam mit Jacques Marly, Ehemann der Ururenkelin von Madame Ricard, erstmals ein Mann ans Ruder. 1990 endet die Ära Ricard mit dem Verkauf an das Champagnerhaus Laurent-Perrier. Leider hatte das Haus nicht die Ressourcen, notwendige Renovierungsprojekte und den Wechsel zu einem modernen Weinbau zu vollziehen und so wurde das Anwesen nur 7 Jahre später wieder verkauft und ging an die Brüsseler Familie Bonnie. Sie investierten umgehend in einen neuen modernen Weinkeller, restaurierten das Schloss und kauften neue Weinberge hinzu. Bereits 1998 wurde die erste Weinlese im neuen Weinkeller eingefahren. Das vom Architekten Bernard Mazières errichtete Gebäude schmiegt sich an die Kuppe von Malartic an, um den Transport der Trauben durch Schwerkraft zu ermöglichen. Dieses Verfahren war damals wegweisend und sehr innovativ.
"La Minerve", das Schiff von Admiral Malartic, wurde zum Emblem des Weinguts, das noch heute die Etiketten und Flaschen ziert.
Château Malartic Lagravière liegt auf einer Hochterrasse, die vom Bach Eau Blanche und seinen Nebenflüssen tief eingeschnitten ist. Die Croupe de Malartic zählt zu den bekanntesten und qualitativ hochwertigsten der Region, da sich der Großteil der Böden auf der sogenannten Günz-Hochterrasse befindet, die aus der ersten Eiszeit des Quartärs stammt. Sie besteht bis zu einer Tiefe von 8 Metern aus kiesigen Inseln. Der vielsagende Name "Lagravière" unterstreicht die hohe Qualität der Böden dieses Weinbergs, der dafür bekannt ist, dass er sich auf der schönsten Kieskuppe von Léognan befindet.
Während die Kiesschicht an der Oberfläche eine hervorragende Drainage bewirkt, hält der Unterboden aus Muschelkalk, der aus Fossilien aus warmen Meeren besteht, und Tonadern eine große Wasserreserve zurück. Er sorgt für eine perfekte Wasserversorgung der Reben, selbst bei schwersten Dürreperioden.
Die Weinberge erstrecken sich über 53 Hektar - davon 46 Hektar für den Rotwein. Der Rebsortenspiegel besteht aus 45% Cabernet Sauvignon, 45% Merlot, 8% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot Die restlichen 7 Hektar sind mit 80% Sauvignon Blanc und 20% Semillon für den Weißwein bepflanzt. Das Château produziert insgesamt drei Rot- und zwei Weißweine. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei ca. 30 Jahren und mit 10.000 Reben pro Hektar weisen sie eine extreme Pflanzdichte auf.
Von Ende August bis Mitte Oktober werden die Trauben geerntet. Die Entscheidungen über die Weinlese werden von Tag zu Tag getroffen und hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Qualitativ ist der Geschmack der Trauben ein sehr starker Indikator, ebenso wie ihr Säure-, Zucker- und Polyphenolgehalt, aber auch in Abhängigkeit von den kommenden Wettervorhersagen.
Die Assemblage erfolgt frühzeitig und bereits zu Beginn des Jahres nach der Weinlese. Bereits während der ersten Maischegärung wird jede Charge probiert und analysiert, um die endgültige Mischung vorzubereiten. Die Weine reifen im klimatisierten Keller in ca. 1.200 Fässern bei geringer Luftfeuchte für min. 18 Monate. 60% der Fässer werden jährlich erneuert.
Die Weine von Château Malartic Lagravière sind typischerweise kraftvoll, komplex und gut strukturiert, mit reifen Fruchtaromen von schwarzen Beeren, Kirschen und Pflaumen. Die Tannine sind seidig und gut integriert, was zu einem langen und harmonischen Abgang führt. Die Weine haben oft eine feine Mineralität und eine angemessene Säure, die für Frische und Langlebigkeit sorgt.
